Samstag, 21. Mai 2011

"Gerechter Friede" leuchtet Vertretern anderer Religionen nicht ein

Intelligent und unpolemisch zerpflücken die hinduistischen, jüdischen und muslimischen Gäste, die um einen Kommentar zum "Ökumenischen Aufruf für einen gerechten Frieden" gebeten werden, das Konzept. Man erkenne keine aktuelle Notwendigkeit für eine solche Gedankenentwicklung. Die Stellungsnahme sei ortslos. Für die akut vorhandenen virulenten Konflikte ließen sich keine Handlungsmaximen ableiten. Vor allem aber: Das Ganze sei "largely liberal" – so Dr. Farid, Repräsentant der muslimischen Gemeinschaft in Südafrika, in abwertender Absicht.

Für Muslime sei eine Haltung der Gewaltlosigkeit schwer vorstellbar, so Dr. Farid. Er selbst sehne sich manchmal nach der Botschaft de Verletzlichkeit, die im Sterben Jesu Christi angelegt sei. Der Profet Mohamed hingegen habe Kriege angeführt. Der Koran sei nicht das missverstandene Buch, zu dem liberale Geister es machen wollten, der Dschihad eine grundsätzlich immer kriegerisch zu denkende Aufgabe. Angesichts der Gewalt, die Wehrlosen angetan wer, sei die Vorstellung des "gerechten Friedens" unangebracht. Notwendig sei vielmehr eine Haltung des Widerstands – insbesondere für die Muslime, denn: "Derzeit sind alle Muslime Opfer der USA".

Schwer tut sich auch Rabbi Zidliki aus Peru mit dem "Gerechten Frieden": So sehr der Talmud die Verwobenheit von Frieden, Gerechtigkeit und Wahrheit betone, seien die geschichtlichen Umstände oft genug nicht so, dass man einen "gerechten Frieden" anstreben könne. "Die Juden hätten keinen gerechten Frieden mit Hitler schließen können." Juden hätten nach 1945 die Schlussfolgerung gezogen, dass man sich nicht mehr wie Vieh in die Konzentrationslager treiben lassen würde.

Jürgen Reichel

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