Sonntag, 22. Mai 2011

Wirtschaftsethik bleibt ein schwieriges Thema für den Ökumenischen Rat der Kirchen

„Friede auf dem Marktplatz“ ist eine der Themenachsen der Friedenskonsultation. Wie muss ein Markt beschaffen sein, dass er gerechten Frieden befördert, welche gesellschaftlichen Verwerfungen bis hin zu gewaltsamen Konflikten werden durch Märkte hervorgerufen, welche Interventionen in das Marktgeschehen sind nötig? Leider sieht der ÖRK weiter von differenzierten Analysen ab.
Redner reihen – im einzelnen durchaus zutreffende - Beispiele aneinander, wie transnationale Unternehmen das Recht auf Wasser für Dorfbewohner beschneiden (Coca Cola in Indien) oder Umweltverwüstungen anrichten, Rohstoffe mit riesigen Gewinnen exportieren und nur geringfügig Einkünfte für das Land selber herausspringen (Goldabbau in Tansania). Die Gedankenführung springt dann aber vom Episodenhaften zum ganz Grundsätzlichen: Der „dominante Markt“ wird zum „wilden Tier, der pauschal „Menschen ausbeutet“. Behauptungen vom Podium, dass man mit Marktkonzepten grundsätzlich nichts anfangen möchte, weil sie auf Gier fußten, bleiben unwidersprochen oder werden gar beklatscht.
Überhaupt ist wenig Raum für Diskurse. Die Podien sind zumeist mit kirchlichen Insidern besetzt. Einsichten von außerhalb der ökumenischen Szene, der Wirtschaft, der Politik oder der Wissenschaft, kommen nicht zu Gehör. Aussprachen über die Referate finden fast gar nicht statt, damit leider auch keine erkennbare Meinungsbildung unter den 1000 Teilnehmenden.
Nur am Rande kommt es zu belebend kuriosen Szenen, wenn etwa bei einer der wenigen Zwischenfragen der Teilnehmer aus Lateinamerika das Plenum dazu auffordert, sich dafür einzusetzen, dass die Bananen aus Mittel- und Südamerika wieder Zollpräferenzen der EU erhalten. Nicht alle Teilnehmer scheinen dem Marktgeschehen ablehnend gegenüber zu stehen.
Jürgen Reichel

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